Sie fragen sich, ob Sie eine gute Führungskraft sind? Um diese Frage zu beantworten, müssen Sie zunächst die wichtigsten Eigenschaften einer guten Führungskraft kennen. Doch welche Kompetenzen und Merkmale zeichnen eine ideale Führungspersönlichkeit eigentlich aus?
Wer auf Google nach der ‚idealen Führungskraft‘ und ihren Eigenschaften sucht, erhält schnell ein riesiges Angebot von Artikeln und Beiträgen mit Titeln, die alle ziemlich ähnlich klingen:
- „Die ideale Führungskraft – 10 Fähigkeiten“
- „Die perfekte Führungskraft – 12 Fähigkeiten, die Sie beherrschen sollten“
- „10 Eigenschaften einer perfekten Führungskraft“
- „6 essentielle Eigenschaften, die eine gute Führungskraft ausmachen“
- „7 Führungskompetenzen, die Chefs heute mitbringen müssen“
- „Die Top 10 Fähigkeiten einer guten Führungskraft“
Doch was sagen sie über die Kompetenzen und Eigenschaften einer guten Führungskraft aus?
Bei genauerem Hinsehen fällt schnell auf, dass sich das World Wide Web keineswegs über die Top 5/10/xy Eigenschaften und Fähigkeiten einer Führungskraft einig ist. Keine Liste ähnelt auch nur ansatzweise einer anderen und nach der Lektüre von zwei verschiedenen Artikeln könnte man sich bereits unsicher darüber werden, ob man nun eine Fortbildung in Sachen Mitarbeitermotivation machen oder am Selbstbewusstsein und der Eigendisziplin arbeiten soll. Einige Schlagwörter findet man trotzdem besonders häufig wieder:
- Entscheidungen
- Delegation
- Verantwortung
- Motivation
- Veränderungen
- Ziele
- Empowerment
- Lösungen.
Inhaltsverzeichnis
Begriffsdefinition – Führungskraft
Die Definition der „Führungskraft“ verdeutlicht bereits einige Schlüsselfunktionen und -merkmale:
„Personen mit Personal- und Sachverantwortung. Können aufgrund ihrer Stellung in der Hierarchie Einfluss auf operative Leistungserstellungsprozesse (Performanz Management) und auf die strategische Unternehmensentwicklung nehmen.“ (Gabler Wirtschaftslexikon)
„Führungskräfte sind Personen, die die Verantwortung für die Festlegung und Umsetzung überzeugender kurz- und langfristiger Ziele in messbare Ergebnisse (in Organisationen) übernehmen. Beispiele für Ergebnisse sind Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit als Frühindikatoren sowie Rentabilität und Produktivität als Spätindikatoren des unternehmerischen Erfolges (gemessen mit Kennzahlen).“
Die hervorgehobenen Begriffe erlauben einige Schlussfolgerungen:
1. Es geht um Verantwortung für Festlegung und Umsetzung, also für die Ingangsetzung eines Prozesses.
2. Am Ende des Prozesses stehen messbare Ergebnisse.
3. Ergebnisse können Zufriedenheit, Wirtschaftlichkeit und Schaffenskraft sein. Es geht also um positive Ergebnisse.
4. Ergebnisse sind Indikatoren für Erfolg.
5. Erfolg ist messbar in Zahlen.
Kurz gefasst also:
Eine Führungskraft trägt die Verantwortung für Erfolg bzw. Erfolg macht eine gute Führungskraft aus.
Die ‚ideale Führungskraft‘ – ein Allrounder?
Folgende Kompetenzen braucht eine Führungskraft:
- Sozialkompetenz
- Fachliche Kompetenz
- Persönliche Kompetenz und
- Methodische Kompetenz.
Sie zusammen bilden die Grundlage von Handlungskompetenz – nicht nur die einer Führungskraft. Insgesamt können jeweils verschiedene Fähigkeiten, Techniken und Merkmale den einzelnen Kompetenzen zugeordnet werden. Beispielsweise zählen zur ‚persönlichen Kompetenz‘ folgende:
- Bereitschaft zur Selbstentwicklung & Selbstreflexion
- Lernbereitschaft
- Leistungsbereitschaft
- Risikobereitschaft
- Offenheit
- Belastbarkeit
- Glaubwürdigkeit
- Emotionalität
- Flexibilität.
Der Anspruch jedoch, alle Fähigkeiten, Techniken und Merkmale der jeweiligen Kompetenzen zu beherrschen bzw. zu erfüllen, würde an Perfektionismus grenzen, welcher durchaus auch seine Schattenseiten hat. Daher sollte man davon absehen, diese Anforderungen an sich zu stellen und stattdessen den Blick auf Studien und Umfrageergebnisse wenden, um herauszufinden, was tatsächlich von Relevanz für eine gute Führungskraft ist.
Aktuelle Studien über Führungskompetenzen
Eine Metastudie zu Führungskompetenzen des Instituts für Führungskultur im digitalen Zeitalter aus dem Jahr 2019 konnte mittels der Auswertung von 61 Primärstudien zum Thema Führung 86 Führungskompetenzen mit Relevanz für Führungserfolg ermitteln. Hier wird hinsichtlich dieser 86 Kompetenzen jedoch betont, dass diese Zahl nicht überbewertet werden sollte, da es keine einheitliche Definition dazu gibt, wie viele Kompetenzen es tatsächlich gibt.
Gute Führungskräfte sind kommunikativ, verändern und zeigen Wertschätzung.
Die drei in den 61 Primärstudien am häufigsten genannten Kompetenzen sind:
- Kommunikationsfähigkeit mit 57%,
- Veränderungsfähigkeit mit 39%,
- Wertschätzung mit 33%.
In Bezug auf die Kommunikationsfähigkeit wurde deutlich, dass „dialogische Kommunikationsfähigkeiten“ wie beispielweise Feedback- oder Zuhörfähigkeit als sehr relevant angesehen werden. Ferner zeigen die Primärstudien sehr deutlich, dass Veränderungsfähigkeit eine weitere wichtige Herausforderung für Führungskräfte darstellt.
Bleiben Sie auf dem Laufenden und erhalten wertvolle
Kommunikations-Tipps für Ihren Führungsalltag
*Mit der Bestätigung tragen Sie sich für unsere News aus dem Bereich Kommunikation & Führung. Sie können sich jederzeit von der Liste abmelden.
Ebenso wichtig ist aber auch Wertschätzung bzw. Mitarbeiterorientierung. Damit ist die Anforderung verbunden, die Mitarbeiter:innen ins Zentrum des Führungsprozesses zu stellen, wodurch sich das Handeln einer Führungskraft an den individuellen Bedürfnissen und Potenzialen, Stärken oder Schwächen eben dieser orientieren sollte. Die hohe Bedeutung der Wertschätzung von Mitarbeitenden steht für einen künftigen Fokuswechsel in der Führungsarbeit: weniger Planen, Organisieren und Steuern, mehr Motivieren, Integrieren und Ermächtigen. Die aus der Metastudie hervorgehenden 20 wichtigsten Kompetenzen verdeutlichen darüber hinaus, dass Leadership digitaler wird.
Diese Eigenschaften erwarten Mitarbeiter:innen von ihrer Führungskraft
Während in der Metastudie des IFIDZ überwiegend Führungskräfte befragt wurden, richtete sich die Studie „Fachkräfte und Führung“ von meinestadt.de an Fachkräfte mit Berufsausbildung. Diese wurden unter anderem nach Eigenschaften, welche sie als „wichtig“ oder „sehr wichtig“ bei Vorgesetzen erachten, gefragt.
Die Top 4 „Führungswünsche“ lauten wie folgt:
- Fachliche Kompetenz der Führungskraft (ca. 87 %),
- Wertschätzung für sich und ihre Arbeit (ca. 86 %)
- Vertrauen und Rückhalt (ca. 84 %)
- Ein offenes Ohr für Fragen und Kritik (83 %).
Darüber hinaus äußerten über 70 % der Befragten den Wunsch nach
- Entscheidungsfreudigkeit,
- offener Kommunikation von Erwartungen und Zielen,
- der Möglichkeit, etwas von ihrem/ihrer Vorgesetzen zu lernen und
- der Pflege einer guten Stimmung und Wohlempfinden im Team und auf der Arbeit.
Ferner wurden die Fachkräfte nach Empfehlungen an ihre/n Vorgesetzten je nach Führungsstil gefragt.
- Klassische Führung: Konsequenz, Gradlinigkeit, Vorbildfunktion, Durchsetzungsvermögen, Entscheidungsfähigkeit
- Moderne Führung: Einbeziehung der Mitarbeiter:innen in Entscheidungen, Wertschätzung, Rücksicht, Motivation, Kritikfähigkeit, Selbstreflektion und Empathie.
Deutlich wird: Führung ist subjektiv. Die Frage nach wichtigen Eigenschaften und Kompetenzen für Führungskräfte heutzutage hat mehrere Antworten und sollte regelmäßig erneuert werden.
Was sich jedoch festhalten lässt: Führung ist anspruchsvoll, denn die Erwartungen werden immer größer und breiter. Wer auf dem Laufenden bleiben möchte, sollte sich nicht nur regelmäßig in Studien und Umfragen informieren, sondern auch seine Mitarbeiter:innen mit einbeziehen. Denn eines wird ganz sicher deutlich: Worauf es heute und in Zukunft immer mehr ankommt, sind die Mitarbeitenden. Umso wichtiger ist deshalb Kommunikationskompetenz für Führungskräfte.