Wenn Sie authentisch führen wollen, sollten Sie sich nicht nur kongruent zu Ihren Werten, sondern sich auch in der Interaktion mit anderen aufrichtig und transparent verhalten. Ihrer Stimme kommt hier ebenso eine große Bedeutung zu wie Ihrer Präsenz. Erfolgreiche Führungskräfte beherrschen den richtigen Einsatz der Stimme, um sich Gehör zu verschaffen und andere für sich zu gewinnen. Denn der Klang einer Stimme unterstreicht die Wirkung Ihrer Botschaft. Auch Sie können durch authentisches Führen mit Ihrer Stimme dafür sorgen, dass Ihre Botschaft ankommt.
Wissenschaftlich bedeutet authentische Führung, dass Sie als Führungskraft ein hohes Niveau an Authentizität erreicht haben, wenn:
- Sie wissen, wer Sie sind und was Ihre Werte und Überzeugungen sind,
- Sie gemäß dieser Werte und Überzeugungen handeln,
- Sie sich transparent in Interaktionen verhalten.
„Transparent in Interaktionen“ zu sein, heißt aber auch, sich des eigenen Einflusses auf andere bewusst zu sein, zuhören zu können, bevor man Schlüsse zieht, und sich auch in der Interaktion von Werten leiten zu lassen. Dadurch wird es möglich, Vertrauen und positive Emotionen bei anderen herzustellen und auch Ihr eigenes Wohlbefinden zu steigern, weil Sie im Einklang mit Ihren Werten und Gefühlen handeln. Das heißt nicht nur inhaltlich kongruent handeln, sondern auch stimmlich.
Inhaltsverzeichnis
Führen mit Stimme
Entfalten Sie Ihre Wirkungskraft mit Ihrer Stimme
Denn im Gespräch oder bei einer Rede vor der Belegschaft hören Ihre Mitarbeiter*innen nicht nur das, was Sie sagen, sondern auch, wie Sie es sagen. Als Führungskraft zeigen Sie mit Ihrem Sprechausdruck auch immer etwas von Ihnen selbst, Ihrer Persönlichkeit. Hier zeigt sich u. a. wie Stimme und Stimmung eng zusammenhängen. Nicht umsonst leitet sich „Person“ vom Lateinischen „personare“ ab, was „durchtönen“ bedeutet.
Wie Ihre Stimme/Stimmlage Ihren Erfolg als Führungskraft beeinflusst
Wussten Sie, dass die Sprechwirkungsforschung festgestellt hat, dass extrovertierte Menschen meist deutlicher, schneller, lebendiger und lauter sprechen als introvertierte; emotional stabile Menschen tiefer als labile sprechen (Sendlmeier 2012)? Dass Menschen mit tiefer Stimme mehr Erfolg im Beruf haben, mehr verdienen und auch die größeren Unternehmen führen? (Mayew u.a. 2013). Was aber machen Führungskräfte, deren normale Sprechstimmlage von Natur aus höher ist?
Müssen Sie, wenn sie Stärke signalisieren wollen, tiefer als normal sprechen?
Wie tief oder hoch Sie sprechen, hängt in erster Linie von der Länge und Dicke Ihrer Stimmlippen im Kehlkopf ab. Männer haben generell längere Stimmlippen als Frauen, sprechen daher von Natur aus tiefer als sie. Auch wenn sich in den vergangenen Jahrzehnten die europäischen Frauenstimmen verändert haben, tiefer geworden sind, was Soziologen auf Emanzipation und veränderte Rollenvorstellungen zurückführen, legt die Anatomie die Rahmenbedingungen für die je individuelle Indifferenzlage fest. Das ist der optimale Sprechstimmbereich für die eigene Stimme. Er umfasst ca. 5 Töne. Bei Männern liegt die Indifferenzlage ca. eine Oktave unter der von Frauen.
Sprechen Sie in Ihrer Indifferenzlage, können Sie sehr lange sprechen, ohne dass Ihre Stimme physiologischen Schaden nimmt. Außerdem bleiben Sie psychologisch indifferent, d. h. Ihre Zuhörer machen sich keine Gedanken über Sie als Person, ob etwas (mit Ihnen) nicht stimmt.
Wenn weibliche Führungskräfte von Natur aus schon höher sprechen, weil sie kürzere und dünnere Stimmlippen haben, bedeutet das dann wirklich, dass sie weniger kompetent wirken? – Nein!
Wichtig ist nur, dass man alle Töne der Indifferenzlage ausschöpft und möglichst nicht nach oben oder nach unten »herausfällt«. Das bedeutet: Wenn Sie – unabhängig ob als Mann oder Frau – nur am oberen Rand Ihrer Indifferenzlage sprechen oder sogar noch darüber hinauskieksen, dann kann das hilfsbedürftig oder in Verbindung mit einer gewissen Lautstärke „hysterisch“ wirken. Oder wenn Sie im Gegenteil versuchen, willentlich nur im unteren Bereich Ihrer Indifferenzlage oder sogar noch tiefer zu sprechen, kann Ihre Stimme monoton, klangarm und angestrengt wirken.
Führen mit Stimme: Wie finden Sie Ihren optimalen Sprechbereich?
Das gelingt am besten, wenn Sie entspannt summen („mmh“), an etwas Angenehmes denken und alles noch mit Kaubewegungen verbinden, so als würden Sie ihr Lieblingsessen verspeisen. Ihre Stimme sollte sich dann größtmöglich resonanzreich anhören (Sie können auch einmal versuchen, von oben nach unten das „mmh“ zu schleifen und auf dem Ton mit der größtmöglichen Resonanz stehenzubleiben). Sie sollten die Vibrationen im Brustkorb spüren und – ganz wichtig! – es sollte sich unangestrengt anfühlen.
6 Tipps zum richtigen Umgang mit der Stimme
1. Lockern: Lockern Sie Schultern, Nacken und Zunge. Gähnen Sie kräftig, um Kehlkopf und Kiefer zu entspannen. Gerne auch schon mit Stimme und leichter Kaubewegung.
2. Aufwärmen: Wärmen Sie Ihre Stimme durch genussvolles Summen und Kauen langsam auf.
3. Ausatmen: Versuchen Sie, auf „f“ oder „sch“ auszuatmen. Führen Sie Ihren Atem, der Ihre Stimmlippen in Schwingung versetzen soll, damit Ihre Stimme gut tönt. Sie können das Atemführen gerne durch Ihre Bauchmuskeln unterstützen. Durch die Konzentration auf die Ausatmung reguliert Ihr Atemzentrum die Luft, die Sie zum Sprechen brauchen. Also: Luft raus!
Vor einer Rede oder wichtigem Gespräch sollten Sie auf einen festen Stand oder gute Sitzhaltung achten, da dies Voraussetzung für eine gute Atem- und Stimmführung ist.
4. Trinken: Viel trinken, aber nicht Kaffee, Schwarztee, Alkohol und Cola (trockener Mund) oder Milch (größere Schleimproduktion).
5. Bei Stimmproblemen: Nicht flüstern! Nicht ständig räuspern! Beides verschlimmert das Problem. Besser, Sie versuchen zu schlucken, nur leicht zu husten oder zu gähnen; Erleichterungen bringen manchmal Bonbons mit Thymian.
6. Stimme und Stimmung: Verstellen Sie sich nicht! Gesprächpartner*innen erkennen dies sofort – auch das „aufgesetzte Lächeln“ in der Stimme. Sie können stattdessen versuchen, sich innerlich von der Situation zu lösen und neu zu fokussieren. Bleiben Sie authentisch.
Quellen:
https://www.kw.tu-berlin.de/fileadmin/a01311100/Studiengaenge/2012_Resonanz-Raeume_W_Sendlmeier.pdf, abgerufen am 22.8.20.
William J. Mayew, Christopher A. Parsons & Mohan Venkatachalam (2013). Voice pitch and the labor market success of male chief executive officers [Abstract]. Evolution and Human Behavior, 34 (4), 243-248.
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